Damit ihr Rücken Sie nicht plagt

Möglichkeiten der modernen Wirbelsäulenchirurgie, das Leiden an der Wirbelsäule zu lindern.

Dumpf, drückend, schneidend, ziehend solche Worte können kaum den quälenden Rückenschmerz beschreiben, der vier von fünf Erwachsenen in Deutschland mindestens einmal pro Jahr plagt. Man kann bereits von einer „Volkskrankheit mit epidemischen Ausmaßen“ sprechen.

Bei Männern sind Rückenschmerzen mit 14% die häufigste, bei Frauen mit 11% die zweit häufigste Ursache für Arbeitsausfälle, mindestens 1/3 aller vorzeitigen Rentenanträge wird wegen eines chronischen Rückenleidens gestellt. „Rückenschmerz ist zuallererst ein Symptom und keine Diagnose“, sagt Dr. Gerrit Bonacker, Spezialist für Bandscheiben- und Wirbelsäulenchirurgie. „Deshalb brauchen diese Patienten einen Spezialisten, der mögliche Ursachen einschätzen kann“. Die Gründe für den Schmerz sind vielfältig.

Die Wirbelsäule setzt sich aus 7 Halswirbel, 12 Brustwirbel und 5 Lendenwirbel zusammen. Abweichungen der Wirbelkörperanzahl und Wirbelkörperform können Auswirkungen auf die Statik und Belastbarkeit der Wirbelsäule haben.

Die Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern dienen als Puffer. Verschleißerscheinungen treten bei jedem Menschen an den Bandscheiben auf, betroffen ist davon sowohl der straffe Faserring als auch der weiche Gallertkern.

Reißt nun der verschleißbedingte spröde Faserring ein, so drückt er Teile des Gallertkerns in den Wirbelkanal gegen die dort laufenden Nervenwurzeln. Dies bezeichnet man dann als Bandscheibenvorfall (Prolaps). Geringer ausgeprägt sind Bandscheibenvorwölbungen (Protrusion), die auch bei gesunden Menschen ab dem vierten Lebensjahrzehnt vorkommen können.

Die Halswirbelsäule ist der beweglichste Abschnitt der Wirbelsäule. Deshalb sind die Bandscheiben der Halswirbelsäule häufig von Verschleiß betroffen. Dies kann zu hartnäckigen Schmerzen führen, die mitunter in den Kopf oder bis in die Arme ausstrahlen.

Entweder handelt es sich um einen Bandscheibenvorfall (weicher Bandscheibenvorfall) oder um verschleißbedingte Knochenleisten (so genannter harter Bandscheibenvorfall), die Nervenwurzel wird dadurch eingeengt und gereizt.

Zuerst treten Schmerzen auf, in schlimmeren Fällen Gefühlsstörungen oder Muskelschwächen bis hin zur Lähmung im Arm.

Die Diagnose ist am sichersten mit einer Kernspintomographie (MRT) zu stellen.

Sind alle konservativen Behandlungsmethoden (Schmerzmittel, Ruhe, Physiotherapie) ausgeschöpft, kann eine mikrochirurgische Entlastung der Nervenwurzel in einer Vielzahl der Fälle schnelle Beschwerdefreiheit bringen.

Die Nukleoplastie (perkutane Volumenreduktion der Bandscheibe) ist in einigen Fällen bei geringgradiger Vorwölbung der Bandscheibe nach hinten erfolgversprechend. Das Vorgehen ist bei harten und weichen Vorfällen fast identisch. Durch einen kleinen Stich im Bereich des vorderen Halses wird wiederum eine Hohlnadel in die Bandscheibe eingeführt und das Bandscheibenvolumen reduziert.

Sollte dieses Verfahren nicht ausreichen, kann über einen kleinen Schnitt im Bereich der Vorderseite des Halses die Wirbelsäule schonend erreicht werden. Unter dem Mikroskop werden die zerriebenen Bandscheibenreste entfernt und gegebenenfalls die Knochenleiste abgetragen, bis Rückenmark und Nervenwurzel vom Druck befreit sind.

Als Platzhalter für die Bandscheibe kann ein Keramik – oder Titan – Platzhalter verwendet werden. Wenn noch nicht sehr ausgeprägte Verschleißerscheinungen der Halswirbelsäule vorhanden sind, kommen neben diesen so genannten „Cages“ auch Bandscheibenprothesen infrage, die die volle Beweglichkeit der Halswirbelsäule erhalten können.

Nach einer solchen Operation ist die Halswirbelsäule gelegentlich durch die Schmerzfreiheit beweglicher als vorher, auch wenn ein Bewegungssegment versteift wurde.

Nicht jeder Bandscheibenvorfall macht die gleichen Schmerzen. Je enger der Wirbelkanal und je größer der Vorfall ist, desto eher reagieren die Nervenwurzel mit Schmerzen im Rücken oder im Bein (Ischiasschmerzen), mit Gefühlsstörung und im Extremfall mit Lähmungen (so genannte neurologische Ausfälle).

Zur Lokalisation des Bandscheibenvorfalls dient am besten die Kernspintomographie (MRT).

Abhängig von der Stärke und der Dauer der Beschwerden, wird die geeignete Behandlung ausgewählt.

Da die größte Belastung der Bandscheiben am unteren Ende der Wirbelsäule stattfindet, treten hier auch die meisten behandlungsbedürftigen Bandscheibenvorfälle auf (L4/ L5 und L5/ S1).

Reicht eine konservative Behandlung nicht mehr aus, erfolgt eine mikrochirurgische Operation, bei der der Bandscheibenvorfall mit dem lockeren Gewebe des Gallertkernes ausgeräumt wird. Hierzu ist nur ein ca. 2,5 bis 3 cm langer Hautschnitt erforderlich, über ein Operationsmikroskop hat der Operateur eine perfekte Übersicht, die es ihm ermöglicht gewebeschonend zu arbeiten.

Wenige Stunden nach diesem Minimaleingriff, der in Narkose ausgeführt wird, kann der Patient wieder aufstehen. Die Fäden werden nach 12 Tagen entfernt, oft kann die Wunde auch nur geklebt werden, sodass keine Fädenentfernung notwendig ist.

Vorsichtiges Muskeltraining durch Krankengymnastik wird nach zwei bis drei Wochen Schonung für ungefähr sechs Wochen ambulant durchgeführt. Nur in Ausnahmefällen, z.B. bei langvorhergehendem Beschwerdeverlauf und bei sich nur langsam zurückbildenden Beschwerden, ist eine anschließende stationäre Rehabilitation (Anschlußheilbehandlung) erforderlich. Oft ist eine Mieder- oder Korsettbehandlung sehr hilfreich für die Heilung.

Je nach Beruf ist die Arbeitsfähigkeit nach drei bis sechs Wochen wieder gegeben. Sportliche Freizeitaktivitäten können nach sechs Wochen schrittweise wieder aufgenommen werden, Schwimmen und Radfahren sogar schon nach drei Wochen.

Das Rückenmark und seine Ausläufer liegen gut geschützt im knöchernen Wirbelkanal. Bei Verkalkungen und Verdickungen des gelben Bandes (Ligamentum flavum), Verschleiß der Wirbelgelenke und der Bandscheiben oder veranlagungsbedingt kann dieser Schutz sich zum Gegenteil umkehren

der Wirbelkanal wird zu eng-.

Schmerzen im Rücken und in den Beinen besonders beim Gehen und Stehen, sind das häufigste Anfangssymptom. Der Patient sucht sich automatisch Linderung zu verschaffen, indem er sich nach vorne beugt. Dadurch wird der Wirbelkanal etwas erweitert. Dies hilft nur in der Anfangsphase dieser Erkrankung. Mit der Zeit wird die mögliche Gehstrecke immer kürzer. Später können Gefühlsstörungen und Lähmungen hinzutreten.

Konservative Behandlungen helfen vorübergehend gut, solange keine Schädigungen an den Nerven aufgetreten sind.

Wird die richtige Untersuchungstechnik (Kernspintomographie oder Myelographie) angewendet, so ist die Diagnose zuverlässig zu stellen.

Die operative mikrochirurgische Entlastung führt häufig zu schneller Besserung der Beschwerden. Die meist älteren Patienten profitieren erheblich von dieser mikrochirurgischen Operation.

Bandscheibenverschleiß führt besonders häufig an der Lendenwirbelsäule zu Beschwerden, hartnäckige, tiefsitzende Rückenschmerzen, auch Lumbalgie genannt, treten auf. Die Beschwerden können auch nach Bandscheibenoperation auftreten. Dies bezeichnet man als Postnukleotomiesyndrom.

Die verschleißbedingte Höhenminderung der Bandscheibe lässt die Wirbelkörper näher aufeinander rutschen. So verschieben sich die Wirbelgelenke gegeneinander und verursachen Schmerzen (Facettensyndrom). Dabei werden auch die aus der Wirbelsäule austretenden Nerven eingeengt, was ebenfalls sehr schmerzhaft für den Patienten ist. Bei jeder Bewegung kommt es zu Reizungen dieser Nerven. Langfristig kann es zu Vernarbungen um diese Nerven herumkommen.

Durch die im fortgeschrittenen Stadium zusätzlich auftretende Verschiebung der Wirbel gegeneinander (Wirbelgleiten) wird der Wirbelkanal mit den darin enthaltenen Nerven eingeengt. Schmerzen und Lähmungen können die Folge sein. Ist die Bandscheibe völlig zermürbt reiben die Knochenplatten der Wirbelkörper direkt aufeinander.

Wenn sich diese Beschwerden nicht mit konservativen Therapiemaßnahmen beherrschen lassen und die Lebensqualität erheblich eingeschränkt ist, kann eine Stabilisierungsoperation Linderung bringen. Auch eine solche Stabilisierungsoperation lässt sich inzwischen minimalinvasiv in den meisten Fällen durchführen. Es wird zunächst am Rücken operiert, wobei die instabilen, aufeinander gerutschten Wirbelkörper wieder in eine normale Position gebracht werden. Dabei erfolgt die Befestigung mit Schrauben, die mit einem Stab verbunden sind.

Um biologische Stabilisierung auf Dauer zu gewährleisten, werden die Bandscheiben wiederum durch einen Cage (durch einen Platzhalter) welcher aus Metall oder Kunststoff besteht ersetzt. So erfolgt innerhalb von drei Monaten der knöcherne Durchbau, die Schrauben können, wenn überhaupt erforderlich, nach ungefähr einem Jahr entfernt werden. Werden jedoch in der Regel belassen.

Knochenschwund, im Fachbegriff Osteoporose, betrifft bereits jede 3. Frau über 50 und jeden fünften Mann in diesem Alter. Durchschnittlich etwa alle fünf Minuten bricht ein Wirbelkörper als Folge dieser Erkrankung. Das Tückische daran: Der schleichende Abbau der Knochenmasse wir meist zu spät erkannt. Die Knochen verlieren an Substanz und werden brüchig. Schon bei alltäglichen Verrichtungen kann es in der Folge zu einem Knochenbruch kommen. Oft bleibt die Krankheit bis zum ersten Knochenbruch unbemerkt und somit unbehandelt. Darum ist die Vorsorge so wichtig. Mit einer Knochendichtemessung (Knochendensitometrie) kann das individuelle Risiko leicht ermittelt werden.

Wir bieten Ihnen die exakteste Methode durch DEXA (Dual Energy X-Ray-Absorption) an. Dabei wird der Mineralgehalt der Knochen mittels einer geringen Dosis ionisierender Strahlen bestimmt.

Mit dem Ansteigen des Alterdurchschnittes in unserer Bevölkerung ist eine zunehmende Zahl von Patienten von osteoporosebedingten Wirbelbrüchen zu beobachten. Diese Wirbelbrüche verursachen häufig hartnäckige und starke Schmerzen, die die Lebensqualität und die Mobilität deutlich einschränken.

Ein Teil dieser Patienten kann ausreichend gut mit Schmerzmitteltherapie und Korsett behandelt werden. Andere jedoch benötigen mitunter auf Dauer die Gabe von schweren Schmerz- und Betäubungsmittel und sind selbst unter einer solchen Behandlung nicht vollständig beschwerdefrei.

Die Kyphoplastie kann hier bei vielen Patienten eine deutliche Linderung der Beschwerden herbeiführen. In einer leichten Schlafnarkose, bei der die Intubation mit künstlicher Beatmung nicht notwendig ist, wird minimalinvasiv über zwei Kanülen der gebrochene Wirbelkörper mit dünnflüssigem Knochenzement stabilisiert. Eine Besserung der Beschwerden tritt in der Regel bei 90% der Patienten umgehend ein. Eine anschließende Korsett Behandlung ist nicht erforderlich.

Zusätzlich zu der Stabilisierung des Wirbelkörpers werden nicht nur die Schmerzen gebessert, sondern auch ein weiteres Zusammensintern des Wirbelkörpers wird verhindert und weitere Folgebrüche werden seltener.

Die Facettengelenke sind gelenkige Verbindungen der Wirbelkörper Fortsätze. Jeder Wirbelkörper ist über die Facettengelenke mit dem darunter und darüber liegenden Wirbelkörper gelenkig verbunden. Es gibt also in jedem Segment zwei Facettengelenke. Wie die großen Gelenke sind diese ebenfalls mit Knorpel überzogen, mit Synovialgewebe ausgekleidet und von einer Gelenkkapsel umgeben und bilden bei einem Reizzustand Erguss aus. Sie sind mit Schmerzfasern und Mechanorezeptoren zur Propiozeption ausgestattet.

Wie jedes andere Gelenk im Körper auch, können die Facettengelenke bei Überlastung oder bei Altersverschleiß, eine schmerzhafte Arthrose bekommen. Die Arthrose der Facettengelenke lässt sich nicht direkt behandeln. Es ist aber möglich, die Schmerzweiterleitung der Facettengelenksarthrose zum Gehirn zu unterdrücken. Durch diese Behandlung entstehen keine Nachteile im Körpergefühl oder in der Funktion der Facettengelenke. Der Rückenschmerz wird durch die Facettengelenksdenervierung einfach nur ausgeschaltet